Archiv der Kategorie: Über den Wolken

So entdeckte ich Bryan Adams

Wer kennt ihn nicht, den Song „(Everything I Do) I Do It For You“. Aber nicht alle kennen die Hintergründe: Die Rockballade wurde 1991 für den Film „Robin Hood – König der Diebe“ geschrieben. Und von wem? Vom kanadischen Sänger und Komponisten Bryan Adams. Ich gebe es zu: Das wusste ich bis gestern auch nicht alles. Ich kannte zwar den Song und auch den Namen Bryan Adams, aber ich wusste nicht, dass ER IHN gemacht hat. Und ich wusste nicht wie GUT er ist – der Song.

Bis gestern: Beim  Zappen kam ich auch aufs Schweizer Farbfernsehen, wo gerade eine Talent-Show lief. Die grössten Schweizer Talente, oder so. Und da stand so eine junge Frau aus Schaffhausen auf der Bühne, die eben jenen Bryan-Adams-Song zum Besten gab – geben wollte. Ich war so was von enttäuscht – wie übrigens auch die drei Promis in der Jury, DJ Bobo, Christa Rigozzi und Roman Kilchsperger.

So weit so gut. Ich wechselte vom TV zum PC und suchte nach diesem Song. Nach dem Original – nach dieser Amateur-Version am Fernsehen. Und hier ist er, in einer wunderbaren langen Live-Version (leider nur via Youtube zu sehen).

Tja, so lernte ich also Bryan Adams kennen – und schätzen.  „(Everything I Do) I Do It For You“ ist wohl einer der schönsten Love-Songs aller Zeiten. Bitte nur ja nicht versuchen, den Originaltext auf Deutsch zu übersetzen…

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Ich und… die Scheichs von Dubai (2)

Der Abend nimmt seinen Lauf. Die Männer sitzen an dem einen Tisch, die Frauen an dem andern. Gastgeber Abdul Rahman Al Jallaf, einer der mächtigsten Scheichs von Dubai, erzählt, dass er regelmässig in die Schweiz reist. Er verbringt mit seiner Familie in jedem Sommer mehrere Wochen in Montreux. „Das ist unsere Basis“, sagt er, „von dort aus reisen wir dann in ganz Europa herum.“ Nach einigem Hin und Her lässt mich der Scheich auch mit seiner Frau Hamda und den beiden Töchtern Amal und Nada reden, ohne dass er dabei ist. Es interessiert mich, was sie zu sagen haben. Sogar fotografieren darf ich sie nun.

Amal, die ältere der beiden Töchter, posiert stolz mit ihrem Vater. Ihm ist es etwas peinlich. Amal ist von der Schweiz begeistert. Sie erzählt, wie sich ihre ganze Familie jeweils im Flugzeug vor der Landung in Genf umzieht: Jeans und Turnschuhe statt Abaya, Kaftan und Kopftuch. „Montreux ist meine zweite Heimat“, sagt sie. Mit dem Mietauto hat sie beim letzten Besuch in wenigen Wochen 12000 Kilometer zurückgelegt: Paris, Mailand, Frankfurt. – Tja, Tochter oder Sohn eines Scheichs sollte man sein. Wenn ich höre, wie diese Leute in der Welt herumkommen, fühle ich mich gleich wieder wie ein erbärmlicher Stubenhocker.

Ich und… die Scheichs von Dubai (1)

Es war einmal ein junger Journalist. So ähnlich müsste ich zu erzählen beginnen, wenn ich in alten Fotos und Dokumenten krame und mich zurück erinnere. Aber ich nenne die neue Rubrik ganz einfach und unbescheiden „Ich und…“.

Da war doch diese Reise in die Emirate, nach Dubai und Abu Dhabi. Vom Flughafen ging es um 21 Uhr direkt in die Villa von Scheich Abdul Rahman Al Jallaf. Er ist der Kopf des wohl reichsten und einflussreichsten Clans von Dubai und gilt als enger Vertrauter des Emirs. Klar, dass an diesem Abend alles da ist, was Rang und Namen hat. Aber von Berührungsängsten mit uns Gästen keine Spur. Im Gegenteil: Der westliche Einfluss ist allgegenwärtig. Nur bei den Getränken macht er Halt. Auf der reich gedeckten Tafel gibt es zu Fleisch und Fisch weder Cola noch Alkohol, dafür dickflüssigen Minzensaft und Kamelmilch.

Zu meiner Linken sitzt Scheich Mohamed Al-Sharif Al-Hashemi. Er strahlt mit seinem breiten Lachen eine gemütliche Gelassenheit aus. In der Schweiz kennt er sich bestens aus. Er liebt das Land. Aber – so sagt er beim Thema Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit – „die Schweizer müssen aufpassen, dass sie uns auch künftig freundlich behandeln.“

Gefunden: DAS Spielzeug für die Chefetage

Immer öfter begegne ich Kaderleuten, die eines gemeinsam haben: Im Büro steht ein Modell-Helikopter. Nach einer kleinen Recherche bin ich zur Ansicht gelangt, dass diese Spielzeuge mehr sind als nur Spielzeuge. Sie haben einen therapeutischen Nutzen. Greift der gestresste Manager nämlich zur Fernbedienung mit den multifunktionalen Sticks und versucht, das fliegende Plastikobjekt rund um den Schreibtisch zu steuern oder schon nur auf einem Meter über dem Fussboden unter Kontrolle zu halten, erlebt er sein blaues Wunder. Das Ding tut einfach nicht, was er möchte. Die Navigation braucht Übung und Fingerspitzengefühl, vor allem aber volle Konzentration. Daher wird der Manager von seinem ganzen Stress abgelenkt und fokussiert auf die Fliegerei. Zehn Minuten reichen aus, dann hat er den Kopf wieder frei und kann den Fokus auf eine andere Aufgabe richten. Übrigens: Die Dinger sind nicht nur bei grossen Buben beliebt. Auch Frauen auf dem Chefsessel nutzen und schätzen sie.

Aber das Beste hätte ich fast vergessen: Modell-Helikopter sind billig, es gibt sie schon ab 70 Franken, und sie sind hart im Nehmen – die Therapie ist also äusserst kostengünstig. Der Nachteil: Die Batterien sind relativ schnell leer, aber man kann sie ja wieder aufladen. So gesehen hat das Spielzeug ähnliche Eigenschaftgen wie der Manager selber, ausser natürlich den Preis. Ob es in den Teppichetagen deshalb so beliebt ist?

Der Blick am Morgen in den Blick am Abend

Als Journalist, der für eine richtige, echte Zeitung schreibt, kann ich es kaum fassen: Da schleppen sich am Morgen müde Geister auf die S-Bahn, um zur Arbeit zu fahren. Und sie schnappen sich einen Blick am Abend – vom Vorabend, und sie LESEN ihn. Zumindest tun sie so. Mehr noch: Sie starren in die Postille, als ob sie darin die letzten Weisheiten der Menschheit finden würden, als ob sie den Durchblick hätten. Wahrscheinlich hatten die gleichen müden Geister den gleichen Blick am Abend schon am Vorabend in der Hand, beziehungsweise vor den Augen. Wahrscheinlich hat er ihnen schon damals den Blick auf die Welt versperrt. Aber sie merken es nicht.

Wenn die müden Geister Glück haben, ist am Morgen noch ein 20-Minuten-Heftchen vom aktuellen Tag in der Box. Dann versinkt darin der trübe Blick, was weniger peinlich ist, aber nicht wirklich einen Unterschied macht. Ob Blick am Abend von gestern oder 20 Minuten von vorgestern: es ist einerlei. Hauptsache, die Augen können sich ausruhen. Sonst würden sie ja sehen, dass ein anderer müder Geist in der übervollen S-Bahn gern den Platz nebenan hätte – wo jetzt der eigene Rucksack liegt.

Strenge Schönheit hinter Stacheldraht

Wieder einmal sorgt Nordkoreas Herrscher Kim Jong Il für negative Schlagzeilen. Diesmal ist es weder eine Provokation mit atomaren Waffen noch eine Aggression gegen Südkorea. Nein, der Diktator bereitet Funktionäre und Volk darauf vor, dass nach seinem Tod sein Sohn Kim Jong Un an die Macht kommt. Er setzt alles daran, das Zepter im Clan seiner Familie zu verankern.

Wie anders ist doch das Bild, das man als einer der wenigen Priviligierten, die ins Land dürfen, mit nach Hause nimmt. Ich war zweimal in Nordkorea – auf dem Landweg. Südkoreanische Journalisten hatten die Reisen organisiert, um für die Wiedervereinigung zu werben. Oh ja, ich wurde rigoros kontrolliert und sah Beängstigendes: Stacheldraht, schwer bewaffnete, nervöse Militärs und Staatsschützer in Zivil, die meine Fotos löschen wollten. Und natürlich die unermessliche Armut. Aber ich sah auch unglaublich schöne, unberührte Landschaften, und ich traf liebenswürdige Menschen. Zum Beispiel die Touristenführerin (Bild) am See Sam Il Po in der Region des Kumgang-Gebirges. Ihre Strenge und ihre Schönheit waren sinnbildlich für das Land. Leider konnte sie nur koreanisch, aber Mimik, Gestik und Tonfall sprachen Bände, so dass ich die Übersetzerin gar nicht so sehr brauchte. Ich traf auch Menschen, die perfekt Englisch konnten, wie man es fast nur in einem englischsprachigen Umfeld schaffen kann. Diese Menschen aber hatten noch nie in ihrem Leben das Land verlassen (dürfen). Sie haben die fremde Sprache in der Schule gelernt – mit unendlichem Fleiss und Ehrgeiz. Dafür habe ich sie bewundert.

Da greift sich der Headhunter an den Kopf

Fast geht in all dem Rummel um die Wahlen in die Landesregierung vergessen, dass ein Bundesrat oder eine Bundesrätin vor allem eins ist: eine Führungskraft. Immerhin arbeiten in jedem Departement x tausend Leute, und das Budget bewegt sich in Milliardenhöhe. Gefragt sind Visionen und Strategien sowie deren Umsetzung. Die Aufgabe ist mit einem Job im Top-Management eines grösseren Unternehmens vergleichbar. Seltsam, dass bei der Ausmarchung ganz andere „Qualitäten“ eine ausschlaggebende Rolle spielen: Herkunft (Kanton), Geschlecht und politische Couleur. Da greift sich der Headhunter an den Kopf.

In die gleiche Kategorie gehören die Ränkespiele um die amtierende Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Kaum jemand bestreitet, dass sie einen guten Job macht – auch wenn sie etwas farblos wirken mag. Auch in der Bevölkerung geniesst sie von links bis rechts ein hohes Ansehen. Wer kann so dumm sein, jemanden wie sie abzuwählen – nur weil sie keiner der „richtigen“ Parteien angehört? Das wäre ja so, als ob man einen guten Manager absetzen würde, nur weil einem dessen Nase nicht gefällt. Da greift sich der Headhunter gleich nochmals an den Kopf.

Nun sag, wie hältst du’s mit der Luft(waffe)?

Der milliardenschwere Kauf neuer Kampfjets für die Schweizer Armee ist vom Tisch, vorerst. Oder für immer, wenn man der NZZ glaubt. Eine „autonome Sicherheitsproduktion in der dritten Dimension“ sei schon bald nicht mehr machbar, kommentiert das Intelligenzblatt. Will heissen: Die Schweiz müsste – horribile dictu! – mit andern Ländern kooperieren, um den Luftraum zu sichern.

Was der Kommentator nicht erwähnt (vermutlich weil er Polit- und nicht Wirtschaftsjournalist ist): Den Schweizer Unternehmen entgehen fette Gegengeschäfte, die von den Kampfjet-Lieferanten, beziehungsweise von den entsprechenden Herkunftsländern zugesichert waren. Das ist es, was schmerzt. Anderseits könnte die Schweiz die Kampfjet-Milliarden ja auch direkt zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft nutzen, zum Beispiel mit einer verstärkten Förderung nachhaltiger Energieformen. Besser Luft ohne Waffen als Waffen ohne Luft.