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Warum Inder elektrische Fensterheber brauchen

Eine nette Anekdote konnte am World Economic Forum in Davos der Chef des indischen Software-Riesen Wipro zum besten geben. Azim Premji erzählte von einem Fehlgriff eines grossen amerikanischen Autoherstellers – wohl GM. Der Konzern entwarf in Detroit ein Mittelklasse-Auto speziell für den indischen Subkontinent. Es musste billig sein, also sparte man wo man konnte. Unter anderem – dachten die US-Konstrukteure – sei es wohl kaum notwendig, auch die hinteren Fenster elektrisch öffnen und schliessen zu könnnen. Was die Amerikaner nicht wussten: Wer sich in Indien einen Mittelklassewagen leisten kann, hat auch einen Chauffeur, sitzt also selber im Fond. Ohne elektrische Fenterheber hinten verkauft sich ein solches Auto nicht. Die Fehlkonstruktion war ein Flop. Azim Premjis Moral von der Geschicht: Unterschätze einen Inder nicht. Oder etwas prosaischer: Wer Indien nicht kennt und dennoch den Alleingang wagt, bezahlt oft teures Lehrgeld.

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Leuthard an jeder Hundsverlochete

Noch ist sie Wirtschaftsministerin, und noch muss Doris Leuthard die mit dem Amt verbundenen Pflichten erfüllen. Dazu gehören offenbar auch Anlässe in kleineren und grösseren Firmen, als ob die Mitglieder des Bundesrats die Zeit nicht für Sinnvolleres nutzen könnten. So steht in Stäfa am Zürichsee demnächst die Einweihung eines Produktionsgebäudes des Hörgeräteherstellers Sonova (Phonak) auf dem Programm. Und im Dezember, also nach Leuthards Wechsel ins Verkehrs- und Energiedepartement, folgt die nächste Einweihung, diesmal bei der Biotechfirma Actelion in Allschwil bei Basel.

Wieviel spannender als so eine Hundsverlochete muss es sein, zum Beispiel nach Indien zu reisen und dort neue Eindrücke zu sammeln. Etwa in der Autofabrik Maruti Suzuki in Delhi (Bild), wo sich die Bundesrätin erklären liess, wie alle 21 Sekunden ein fixfertiges Auto vom Band rollt, fast eine Million pro Jahr. Ob sie solche Reisen nicht vermissen wird, wenn sie anstelle des abtretenden Kollegen Moritz Leuenberger ein paar neue Autobahnkilometer oder einen Strassentunnel eröffnen muss? Aber der Departementswechsel war ja ihr Entscheid. Damit muss sie leben.

Aus dem Schneider…

…wird wohl ein Bundesrat. Die Zeichen stehen jedenfalls gut: Johann Schneider, geboren am 18. Februar 1952 in Sumiswald (BE), dürfte die Wahl in den Bundesrat schaffen. Den Zweitnamen Ammann könnte der Maschinenindustrielle dann theoretisch fallen lassen: Er trägt ihn als Markenzeichen, seit er in die Langenthaler Unternehmerfamilie Ammann eingeheiratet und in der Ammann-Gruppe die Führung übernommen hat.

So oder so: Schneider wird sich problemlos ins Regierungsgremium einfügen, wenn er denn in seinem Unternehmen loslassen kann. Er pflegt seit langem gute Beziehungen zum Wirtschaftsverband Economiesuisse, wo er im Vorstandsausschuss sitzt, und auch zum Bundesrat. Insbesondere mit Wirtschaftsministerin Doris Leuthard versteht er sich gut. Für ihre Freihandelspolitik fand er immer wieder lobende Worte. Auf diversen Missionen im Ausland – etwa in Indien (Bild) – harmonierten die beiden ausgezeichnet. Und einige Parteifreunde sehen Johann Schneider bereits als künftigen Wirtschaftsminister.