Schlagwort-Archive: Christoph Blocher

Viktor Giacobbo: Alles Mike Müller oder was?

Er steht seit über 30 Jahren auf der Bühne, parodierend, persiflierend und posierend: Viktor Giacobbo. 1981 bin ich dem Multitalent erstmals begegnet. Angefangen hat Vik als nebenamtlicher Conférancier und Polit-Kabarettist in der linken Winterthurer Szene. Die Brötchen verdiente der Satiriker mit der spitzen Zunge damals schon beim Schweizer Fernsehen – als Dokumentalist, als Zulieferer also. Der gelernte Schriftsetzer suchte im Archiv nach Material, das die Fernsehmacher bestellt hatten oder gut gebrauchen konnten. Heute ist Giacobbo selber der grosse Zampano.

Damals, 1981, tingelte Giacobbo mit seiner Klamauk-Truppe namens Stuzzicadenti durch die Schweiz. Die „Zahnstocher“ gastierten auch in Solothurn, Langenthal und Bern. Dort lernte ich sie kennen und schätzen. Ich begleitete sie, um eine Reportage für die Studentenzeitung zu schreiben. Vik war als Kopf und Texter der Stuzzi schon damals einsame Spitze – nur einfach viel, viel frecher als heute, und auch nicht immer so politisch korrekt. „Blaue Bohnen – heisse Lust“ hiess das Programm. Nichts und niemand war den Stuzzi heilig: Der Papst – damals war es Karol Wojtyla alias Johannes Paul II –  bekam sein Fett genau so ab wie die Politiker – damals, man glaubt es kaum, war es auch schon Christoph Blocher.

Ist Giacobbo heute besser als damals, oder hat er nachgelassen? Mit Sicherheit ist er braver geworden – gezwungenermassen. Ein katholischer Würdenträger namens „Karel Gott Wojtyla“, der seltsame sexuelle Neigungen öffentlich auslebt und dafür im Beichtstuhl die Gurtenpflicht einführt, würde am Schweizer Fernsehen wohl kaum toleriert. Aber Giacobbos Schalk blitzt auch heute immer wieder auf. Man kann ihn in seinen Augen erkennen, oder in seinem bisweilen fast diablischen Grinsen. Als ich ihn neulich im Kaufleuten bei der Aufzeichnung von Giacobbo/Müller wieder einmal live sah, begriff ich sein Erfolgsrezept: Er hat eine animalische Freude an seinem Job. Das ist es! Aber, lieber Vik, du musst aufpassen und darfst dich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Mike Müller ist dir mit seinen eigenen Versen hart auf den Fersen.

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Die Weltbloche lädt zur Schlachtplatte

Das waren noch Zeiten, als sich SVP-Oberlehrer Christoph Blocher persönlich um die Perfektionierung der Weltwoche kümmerte, als er an der Redaktionssitzung erschien und – flankiert von Zauberlehrling Roger Köppel – vor der versammelten Crew eine Blattkritik zelebrierte (für Nicht-Journalisten: er gab seinen Senf zur neusten Weltwoche). Selbst als er im Bundesrat sass, liess er es sich nicht nehmen, in der rechten Schreibwerkstatt aufzutauchen. Der Chefredaktor fühlte sich gebauchpinselt, während Blocher blätterte und blätterte, lobte, mahnte, tadelte und ermunterte.

Der Höhepunkt aber, so wird es überliefert, war jeweils das gemeinsame Mittagsessen. Zu Fuss gings in ein nahe gelegenes Lokal. Blocher sass in der Mitte, schaute sich die Speisekarte an und entdeckte – die Schlachtplatte. Alles rundherum wartete gespannt, was ER wohl bestellen würde. „Ich nehme die Schlachtplatte“, sagte dieser ohne Zögern. Dann war Köppel an der Reihe: „Ich nehme auch die Schlachtplatte.“ Und so ging es weiter, Schlachtplatte hier, Schlachtplatte dort – schlechte Platitüden fast überall. Wehe dem, der mit Cevapcici oder Shish Kebab liebäugelte. Ihm drohte der mitleidig-verachtende Blick des kleinen Zampano. Immerhin, damit konnte man leben. Heute würde ja bald schon die Ausschaffung drohen.

Wie das mit dem Läckerli-Huus wirklich war

Miriam Blocher fragte gegen Ende 2006 eines Tages ihren Vater und damals (Noch-)Bundesrat Christoph Blocher, was er von der Basler Traditionsfirma Läckerli-Huus halte. „Was meinst du, soll ich das kaufen?“, fragte sie, nachdem sie ihm erklärt hatte, worum es ging. „Klingt gut, nur zu“, sagte er. Worauf sie: „Weisst du, ich habs schon gekauft.“ Seit dem 1. Januar 2007 ist sie dort Chefin und Alleineigentümerin.

Der Hintergrund: Der in die Jahre gekommene Läckerli-Huus-Besitzer Peter Klein hatte seit längerem jemanden für die Geschäftsleitung gesucht. Auch Miriam Blocher wurde angefragt – die studierte Lebensmittelingenieurin war damals für die Obi-Apfelsaft-Produktion von Thurella verantwortlich. Sie lehnte ab, fügte aber an, dass sie die Firma wenn schon kaufen würde. Der Headhunter erzählte dies dem Besitzer, und dieser kam zum Schluss, dass die Idee gar nicht so schlecht sei, weil in seiner Familie nämlich keine Nachfolger in Sicht waren – und verkaufte.